Wie nachhaltig ist Online-Shopping?
03. Dezember 2021, Lifestyle , Nachhaltigkeit
Advent, Advent – der Paketbote rennt. Wir alle bestellen manchmal etwas im Internet, weil es bequemer, günstiger oder die Auswahl größer ist. Und haben ein schlechtes Gewissen dabei, oder? Doch wie sehr schadet diese Form von Konsum eigentlich unserem Klima?
Das Wichtigste vorneweg: Wir von den Stadtwerken Troisdorf unterstützen seit jeher Local Shopping – von ganzem Herzen und aus tiefster Überzeugung. Denn wer im Laden um die Ecke kauft, unterstützt den Einzelhandel vor Ort und erhält die Vielfalt und die Lebensqualität der Stadt. Und natürlich sind kurze Wege, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, klimafreundlicher als jeder motorisiert zurückgelegte Kilometer.
Andererseits: Man bekommt nicht immer alles vor Ort und dann liegt Online-Shopping natürlich nahe. Die Corona-Krise hat diesen Trend beschleunigt, der sich bereits seit dem Jahr 2015 deutlich abzeichnet. Die Umsätze im Onlinehandel lagen im Jahr 2020 mit 23,8 % deutlich über denen des Jahres 2019. Und auch in diesem Jahr boomt der Versandhandel im Internet. Und das nicht nur in der Vorweihnachtszeit, die von Black-Friday- und Cyber-Monday-Aktionen noch zusätzlich befeuert wird. Viele machen mit und fragen sich gleichzeitig: Wie umweltschädlich ist das, was ich hier tue?
Klimabilanz: Das Produkt entscheidet
Verschiedene Studien legen nahe, dass es für die Klimabilanz nicht unbedingt darauf ankommt, ob wir im Laden oder im Internet einkaufen. Eigentlich logisch, denn ob wir mit dem Auto zum Geschäft fahren oder die Ware zu uns geliefert wird, der Weg bleibt der gleiche. Entscheidend ist vielmehr das, was drumherum passiert. Also wie das gekaufte Produkt hergestellt wurde, wie langlebig es ist, wie es bis zum Händler gelangt und wie es verpackt ist. Und natürlich spielt auch das Verbraucherverhalten eine Rolle. Wer wahllos bestellt, weil man die Dinge ja kostenlos zurücksenden kann, handelt nicht nachhaltig.
Die meisten CO2-Emissionen entstehen nicht durch die Lieferung
Bis zu drei Viertel der Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus eines Produkts entstehen bereits bei der Herstellung. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA), die sich mit den Treibhausgasemissionen des Online-Handels beschäftigt („Die Ökologisierung des Online-Handels“). Demnach erreicht der Anteil von Handel und Transport nur zwischen einem und zehn Prozent an den Gesamtemissionen.
Die Studie vergleicht unterschiedliche Einkaufvarianten – stationär und online. Das Umweltbundesamt schreibt dazu in einer Pressemitteilung: „Eine Einkaufsfahrt von 5 km im eigenen PKW zum Beispiel erzeugt 600 bis 1.100 g CO2, während die Einkaufsfahrt mit dem Fahrrad 0 g CO2 emittiert. Für eine Lieferung per Onlinedienst fallen im Schnitt zwischen 200 und 400 g CO2 an.“
Eine andere aktuelle Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman und der zur Universität St. Gallen gehörenden Logistics Advisory Experts GmbH kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach liege der CO2-Ausstoß pro verkauftem Produkt im Laden um den Faktor 2,3 höher als im Onlinehandel.
Vor- und Nachteile von Online-Bestellungen
Die – verglichen mit der Fahrt im eigenen Auto – geringeren Emissionen liegen laut Umweltbundesamt u.a. an der besseren Fahrzeugauslastung, der effizienten Gestaltung der Lieferrouten und dem zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen. Negativ zu Buche schlagen im Online-Handel dagegen die Versandverpackungsabfälle und der Lieferabschnitt bis zur Haustür, die so genannte ‚letzte Meile‘.
Die Verbraucherzentrale bringt das Problem auf den Punkt: „Eine große Schwäche der Online-Bestellung liegt darin, dass die Kunden in vielen Fällen im ersten Anlauf gar nicht zu Hause sind und das Paket doch wieder mitfahren muss.“
Ökobilanz verbessern: Was wir tun können
Bewusster Konsum ist das A und O – am allerbesten umwelt- und sozialfreundlich im lokalen Einzelhandel. Wenn das nicht möglich ist, können zum Beispiel folgende Maßnahmen helfen:
#1 Online im Einzelhandel bestellen
Auch viele kleinere Geschäfte haben mittlerweile einen Online-Shop. Wer die Wahl hat, bestellt lieber dort als beim Versandriesen.
#2 Retouren vermeiden
Besonders viele Retouren fallen bei Bekleidungsbestellungen an. Nicht zuletzt deshalb, weil die Ware zum Anprobieren gleich in mehreren Größen bestellt und die nicht passenden Größen anschließend zurückgeschickt werden. Laut Verbraucherzentrale geht mindestens jedes zweite Paket im Bereich Mode als Retoure an den Händler zurück. Tag für Tag sollen das unglaubliche 800.000 Pakete sein, was ungefähr 400 Tonnen CO2 oder 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking entspricht.
Außerdem wird großen Online-Händlern nachgesagt, dass sie Retouren vernichten, weil das günstiger ist als den Grund der Retoure zu ermitteln und das Produkt zu überprüfen. Falls sich eine Retoure nicht vermeiden lässt: In der Originalverpackung zurücksenden, statt weiteren Verpackungsmüll zu produzieren.
#3 Zustellung sicherstellen
Rund ein Viertel der Zustellungen schlägt beim ersten Versuch fehl. Dann muss der Zustelldienst noch einmal vorbeikommen oder man muss die Lieferung danach selbst abholen. Auch das verschlechtert die Öko-Bilanz, wenn das Auto dafür genutzt wird. Gute Planung ist alles: Man kann Zustellpräferenzen angeben, liebe Nachbarn um Hilfe bitten oder an die Packstation um die Ecke liefern lassen und abends einen Spaziergang dorthin machen.
#4 Sammelbestellungen aufgeben
Man würde auch nicht fünfmal hintereinander ins Geschäft laufen: Also erst überlegen, was man alles in nächster Zeit braucht und dann statt mehrerer Bestellungen eine Sammelbestellung aufgeben. Vielleicht gibt es ja auch Dinge, die man mit Freunden, innerhalb der Familie oder mit Nachbarn gemeinsam bestellen kann.
#5 Auf Umwelt- und Sozialstandards achten
Noch sind Umweltsiegel im Onlinehandel Mangelware, wie eine andere Studie des Umweltbundesamtes belegt. Dennoch kann man vor der Bestellung genau hinsehen, wie es der betreffende Online-Shop mit der Nachhaltigkeit und den Arbeitnehmerrechten hält.
#6 Auf Express-Lieferungen verzichten
Der Trend zu individualisierten schnellen Lieferungen zum Wunschtermin hat einen Haken: Sie verursachen einen hohen logistischen Aufwand und verhindern eine effiziente, umweltfreundliche Routenplanung. Also lieber frühzeitig planen und nicht auf den letzten Drücker bestellen.
#7 Weniger kaufen
Weniger ist nicht nur an Weihnachten mehr: Wer bewusst kauft, und das am besten vor der eigenen Haustür, hat mehr Zeit für sich und seine Lieben!
Wir wünschen euch eine entspannte und besinnliche Adventszeit. Bleibt gesund!