Virtuelle Wasserverschwendung – nein danke!
02. April 2021, Lifestyle , Nachhaltigkeit
Macht Wassersparen hierzulande eigentlich Sinn? Außer in Zeiten großer Sommerhitze gibt es in Deutschland doch reichlich Wasser. Stimmt. Aber das Problem liegt ja auch eigentlich ganz woanders.
Als ich das letzte Mal im Ausland war – gefühlt vor einer Ewigkeit – bat mich das Hotel auf sehr nette Art darum, doch bitte kein Wasser zu verschwenden. „Sing two songs instead of five in the shower and save 30 liters of water“, stand da neben der Dusche. Und neben dem Badezimmerspiegel noch das: „Please close the tap. You can fill a swimming pool in one year while brushing your teeth.“
Deutschland spart Wasser – allerdings nur in Deutschland
No problem. Ich lasse beim Zähneputzen nie Wasser laufen, dusche (meistens ...) kurz, gönne mir nur ab und zu mal ein Vollbad und natürlich haben wir eine Spartaste im WC und keinen einzigen tropfenden Wasserhahn. Da sind wir zuhause nicht die Einzigen, denn tatsächlich ist Deutschland Meister im Wassersparen. Wir verbrauchen statistisch gesehen 123 Liter Wasser pro Tag und pro Einwohner. Das ist super und im internationalen Vergleich sehr wenig. Lasst uns auch weiter Wasser sparen!
Das reicht aber nicht.
Wir gehören trotz aller Bemühungen – meist ohne es zu ahnen – zu den weltweiten Wasserverschwendern. Die vorbildlichen 123 Liter enthalten nämlich nur das Wasser, das wir direkt aus der Leitung zapfen. Was bei globaler Betrachtung mitberücksichtigt werden muss, ist das Wasser, das für unseren Lebensstil irgendwo auf der Welt verwendet wird. Das nennt man „virtuelles Wasser“ – und damit gehen wir doch recht verschwenderisch um.
Virtuelles Wasser für Nahrung, Kleidung und vieles mehr
Für ein Glas Milch zum Beispiel werden schon 250 Liter Wasser benötigt – für die Kuh und für die Bewässerung ihres Futters. Wie gesagt, in Deutschland regnet es relativ oft. Aber wie viele Produkte kaufen wir, die aus Ländern importiert werden, in denen extreme Wasserknappheit herrscht? Einen Vorgeschmack darauf haben wir im letzten Sommer bekommen, als das Wasser wegen der Rekordhitze auch hierzulande plötzlich knapp wurde.
Unsere virtuelle Wasserverschwendung beginnt bei Kaffee und Tee, über Obst und Gemüse, bis hin zu Fleisch. Ich war geschockt, als ich erfahren habe, dass für eine 100-Gramm-Tafel Schokolade 1.700 Liter Wasser gebraucht werden und für ein 250-Gramm-Steak sogar 4.000 Liter.
Auch die Produktion von Baumwolle, zum Beispiel im Sudan – einem wichtigen Baumwollexporteur – schluckt Unmengen von Wasser. In einem T-Shirt stecken 2.500 Liter Wasser und in einer Jeans sogar 8.000 Liter. Eine informative Bilderstrecke zu dem Thema gibt’s hier.
Oft kommt man gar nicht auf die Idee, dass die Produkte, die man kauft, von sonst woher stammen. Zum Beispiel Rosen und Tulpen stammen mehrheitlich nicht aus Deutschland, sondern aus Kenia und Südamerika. Mal ganz abgesehen, dass der Transport nicht nachhaltig ist, ist auch Wasser in diesen Ländern ein kostbares Gut. Ok, man könnte jetzt einwenden, dass die Menschen dort auch Geld verdienen müssen. Aber ganz ehrlich: Wie viele Menschen profitieren wirklich davon, wenn auf Großplantagen die Umwelt zerstört wird?
Tipps für nachhaltigen Konsum
Alles beginnt beim bewussten und saisonalen Einkaufen. Eine Saison-Tabelle findet ihr hier. Wer im Winter nicht zu Erdbeeren und Blaubeeren greift, zu Kartoffeln aus Ägypten und Zucchini aus Marokko oder Trauben aus Südafrika, hat schon etwas für die Nachhaltigkeit getan. Auch Billigklamotten aus Baumwolle sind in Sachen Nachhaltigkeit ein No-Go (mal ganz abgesehen von den Produktionsbedingungen in Ländern wie Bangladesh oder Pakistan). Daran ändern auch Bio-Gütesiegel nichts, denn sie dokumentieren nur den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. Aber auf Wasser kann eine Pflanze, ebenso wie Mensch und Tier, nun einmal nicht verzichten.
Allerdings ist saisonales Einkaufen allein auch nicht die Lösung des Problems. Noch sinnvoller wäre es, den eigenen Fleisch- und Milchproduktekonsum zu reduzieren. Denn die Futterproduktion (Weizen, Mais, Soja) entzieht der Welt das Wasser, sodass wir irgendwann alle auf dem Trockenen sitzen.
Man muss nicht auf alles verzichten. Aber ein paar kleine Schritte hier und da – dann haben wir zusammen schon wieder einiges geschafft.
Bleibt nachhaltig und kommentiert gerne!