Leben auf zu großem Fuß
22. Januar 2021, Lifestyle , Nachhaltigkeit
Der ökologische Fußabdruck verrät, wo beim persönlichen Umweltschutz noch Luft nach oben ist.
Ich bin ein umweltbewusster Mensch. Ich kaufe gerne Bio-Produkte, beziehe Ökostrom und Ökogas, ich mache keine Kreuzfahrten, Wochenend-Kurztrips nach Mallorca oder Fernreisen, ich vermeide Müll. Deshalb war ich doch einigermaßen überrascht, als ich vor einigen Tagen meinen ökologischen Fußabdruck berechnet habe.
Offensichtlich betreibe ich trotz meines bewussten Lebensstils immer noch Raubbau an der Umwelt. Der Test bescheinigte mir und meiner Familie trotz aller Bemühungen unter anderem Nachhaltigkeitsdefizite bei der Ernährung – zu viele tierische Produkte, obwohl wir sehr wenig Fleisch essen.
Aber auch ein hoher Konsum von Milchprodukten ist nicht nachhaltig. Das wusste ich auch schon vorher, habe es aber immer wieder verdrängt. Weniger wäre hier wohl mehr. Mal sehen, was wir jetzt daraus machen. Jedenfalls sind wir fest entschlossen, in diesem Jahr ein bisschen was zu verändern. Auch kleine Schritte führen irgendwann zum Ziel, vor allem, wenn viele mitmachen.
Ökologischer Fußabdruck: Erschreckende Bilanz
Die Idee des ökologischen Fußabdrucks ist mittlerweile 30 Jahre alt und stammt von der Non-Profit-Organisation Global Footprint Network (GFN). Es handelt sich dabei um eine Art ökologische Einnahmen-Ausgaben-Rechnung: Man vergleicht die verfügbaren natürlichen Ressourcen der Erde (die sogenannte Biokapazität) mit dem tatsächlichen Verbrauch. Nachhaltig wäre es, wenn die Menschheit nur so viele Ressourcen verbrauchen würden, wie auch tatsächlich zur Verfügung stehen.
Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. 80 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Ländern mit einem ökologischen Defizit. Dazu gehören weite Teile Europas und Asiens sowie die USA. Insgesamt leben wir messbar auf zu großem Fuß: Genau genommen, als ob wir die Ressourcen von 1,6 Erden hätten.
Um noch stärker auf das Problem aufmerksam zu machen, hat das GFN zusätzlich den „Earth-Overshoot-Day“ ins Leben gerufen – den „Tag der Erdüberlastung“. Das ist ein symbolischer Stichtag, an dem unsere weltweiten Ressourcen für das jeweilige Jahr aufgebraucht sind. An dem sich die Umwelt also nicht mehr auf natürliche Weise regeneriert und wir sozusagen auf Pump leben.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Datum immer weiter nach vorne verschoben. 2019 war das globale Biokapazitäts-Budget bereits am 29. Juli ausgeschöpft. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Mobilitätseinschränkungen konnte die Welt dann 2020 zumindest in der Hinsicht etwas aufatmen: Der „Earth-Overshoot-Day“ verschob sich um etwa drei Wochen in den August.
Beim eigenen Lebensstil ansetzen
Wenn man sich diese Zahlen und Fakten anschaut, dann wird klar: Das in Ordnung zu bringen, wird nicht einfach. Man kann das Rad der Menschheitsgeschichte nicht einfach zurückdrehen. Wir müssen mobil sein, wir brauchen die Digitalisierung und wenn wir ehrlich sind, möchten wir auch unseren Lebensstil nicht radikal ändern, indem wir auf das verzichten, was wir uns hart erarbeitet haben. Und nun? Augen zu und weiter wie bisher?
Das kann ja auch nicht die Lösung sein. Aber ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch im Alltag mit dazu beitragen kann, dass unser individueller ökologischer Fußabdruck allmählich wieder kleiner wird. Dazu muss man aber erst einmal wissen, wo es bei der Ernährung, bei der Mobilität, beim Wohnen und bei den Konsumgewohnheiten noch Reserven gibt.
Falls du mehr über den ökologischen Fußabdruck erfahren oder ihn auch ganz konkret für deinen Lebensstil ermitteln möchtest, dann schau doch mal hier oder hier.
Wir von den Stadtwerken Troisdorf haben diesmal übrigens in unserer Stadt einen Nachhaltigkeitskalender verteilt. Nach dem Motto #gemeinsamnachhaltig enthält er viele praktische Tipps und monatliche Challenges für einen nachhaltigeren Lebensstil. Den Stadtwerke-Nachhaltigkeits-Kalender gibt’s auch digital unter https://www.stadtwerke-troisdorf.de/gemeinsam-nachhaltig. Vielleicht hast du ja Lust, dich inspirieren zu lassen oder sogar mitzumachen - ich würde mich freuen!