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Ist Bioplastik wirklich bio?

Avatar of stelzer 23. Juni 2020, Lifestyle , Nachhaltigkeit

„Biomülltüten darfst du nicht in den Biomüll werfen!“ Als meine Kollegin das neulich in der Mittagspause sagte, habe ich sie erst einmal nur ungläubig angesehen. „Nein, das kann nicht sein“, meinte ich schließlich. „Die Tüten, die ich verwende, sind aus Bioplastik. Und auf der Packung steht, dass die kompostierbar sind. Man darf sie komplett mit dem Biomüll entsorgen!“

Abends muss ich an das Gespräch denken, als ich unseren Biomüll in den Garten trage. Mit einem etwas unguten Gefühl werfe ich das Zeug mitsamt der Bioplastiktüte in die braune Tonne. Und ärgere mich wie so oft, dass der Beutel mal wieder „durchgesuppt“ ist und ich den Eimer ausspülen muss.

Zwischendurch hatten wir auch schon mal Papiertüten für unseren Biomüll im Einsatz. Aber weil die noch schneller durchweichen und mir das so unhygienisch erschien, habe ich dann doch wieder Tüten aus Bioplastik gekauft. Mit gutem Gewissen, weil sie ja kompostierbar sein sollen.

Bioplastik gehört nicht in den Biomüll

Inzwischen habe ich mich schlau gemacht – schließlich arbeite ich für die Stadtwerke Troisdorf, die sich Nachhaltigkeit ganz groß auf die Fahnen geschrieben haben. Und siehe da: Theoretisch ist Bioplastik tatsächlich kompostierbar, wenn der Biomüllbeutel mit einem Keimlingssymbol gekennzeichnet ist.

Das Umweltbundesamt schreibt dazu: „Nach der Bioabfallverordnung ist es zulässig, Kunststoffbeutel für die Sammlung von Bioabfall zu verwenden, die nach EN 14995 oder EN 13432 zertifiziert und überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden.“

Praktisch gehören aber Beutel mit Keimlingssymbol trotzdem nicht in den Biomüll. Denn das Umweltbundesamt sagt auch: „Weitere Voraussetzung ist, dass die Beutel auch für die Bioabfallsammlung vor Ort zugelassen sind.“

Ich kenne natürlich nicht alle Abfallkalender in Deutschland. Mittlerweile bin ich mir allerdings ziemlich sicher, dass Bioplastik nicht nur in Troisdorf, sondern in den meisten Gemeinden, im Biomüll unerwünscht ist.

Am besten mal im örtlichen Abfallkalender nachsehen

Informiert euch am besten selbst mal, wie das bei euch geregelt ist. Städte und Landkreise dürfen die Nutzung der abbaubaren Sammelbeutel verbieten, wenn diese Probleme bei der Müllverwertung verursachen. Und das ist meist der Fall, weil Bioabfälle in einer Kompostierungsanlage üblicherweise etwa 4 Wochen kompostiert werden. Beutel aus Biokunststoff brauchen aber mehrere Monate, bis sie verrotten – mindestens.

Das wiederum bedeutet, dass die Biomülltüten bei der Abfallentsorgung wieder aussortiert werden müssen. Zumal sie sich optisch kaum von herkömmlichen Plastiktüten unterscheiden.

Und was heißt eigentlich Bio?

Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto verwirrender wird es. Was genau ist Bioplastik überhaupt? Ist damit gemeint, dass es aus nachwachsenden Rohstoffen – also zum Beispiel Mais, Weizen oder Zuckerrohr – hergestellt wird? Oder ist das ein Kunststoff, der nicht natürlich ist, aber dank moderner chemischer Verfahren biologisch abbaubar ist?

Tatsächlich trifft beides zu. Man muss nämlich zwischen „biobasierten“ und „biologisch abbaubaren“ Kunststoffen unterscheiden. Falls ihr euch ausführlicher informieren wollt, gebt auf der Webseite des Umweltbundesamtes einfach mal das Stichwort „Bioplastik“ ein.

Mein Fazit: Bioplastik ist keine Alternative zu Plastik

Ich kürze mal ab, was nach längerer Recherche bei mir hängen geblieben ist: Die Ökobilanz verbessert sich durch Bioplastik nicht. Zumal nicht jeder Biokunststoff, wie ich immer angenommen habe, aus nachwachsenden Rohstoffen automatisch kompostierbar ist.

Außerdem ist das Argument „nachwachsende Rohstoffe“ für mich persönlich kein Freifahrtschein. Denn um sie zu produzieren, braucht man eine Menge Boden, Dünger und Pestizide. Von der Energie ganz zu schweigen, die man zur Herstellung und Entsorgung benötigt.

Mir ist auch klar, dass es ohne Kunststoff auf dieser Welt nicht geht. Da muss ich nur an unseren Einkauf von gestern denken und den vielen Verpackungsmüll, der trotz unseres bewussten Einkaufsverhaltens leider wieder in den gelben Sack wandern wird.

Aber auch viele kleine Schritte führen bekanntlich zum Ziel. Deshalb kommen Bioabfälle bei uns zuhause künftig nicht mehr in die Tüte. Ich werde sie direkt in meinen Küchen-Bioeimer geben und ihn nach dem Leeren einfach kurz ausspülen. Mache ich ja sowieso immer.

 

Lust auf ein schnelles Bio-Brainstorming? Schreibt doch mal, wie ihr Verpackungsmüll vermeidet. Jeder Tipp macht unser Leben ein bisschen nachhaltiger!