Es lebe die Vielfalt!
18. Juni 2021, Nachhaltigkeit
Biodiversität macht die Welt bunt und lebenswert: Im globalen Gefüge hat jedes Lebewesen eine wichtige Aufgabe. Doch die Vielfalt der Arten ist in Gefahr.
Ob bei den Menschen, Tieren, Pflanzen, Pilzen oder Mikroorganismen – biologische Vielfalt ist das Beste, was der Welt passieren kann. Sie sorgt dafür, dass die Welt im Gleichgewicht bleibt. Dass wir durchatmen können und genug zu essen haben. Umso alarmierender sind die Fakten, die der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) im Jahr 2019 veröffentlichte.
- Der Zustand der Natur hat sich dramatisch verschlechtert:
- Bis zu einer Million Arten sind demnach vom Aussterben bedroht – viele bereits in den kommenden Jahrzehnten. Das ist ein Viertel aller Arten in den meisten Tier- und Pflanzengruppen.
- Das Artensterben ist heute mindestens zehn- bis einhundertmal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre.
- Die weltweite Waldfläche beträgt nur noch 68 Prozent des Bestandes im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
- 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meeresfläche sind durch menschliche Einflüsse verändert.
- Über 85 Prozent der Feuchtgebiete sind in den letzten 300 Jahren verloren gegangen.
- Seit 1870 ist die Hälfte der lebenden Korallen verschwunden.
Ursachen für das Artensterben
Es überrascht nicht, dass hauptsächlich der Mensch für diese Entwicklungen verantwortlich ist. Immer stärkere Bebauung von Landflächen, intensive Landnutzung, Überfischung, Klimawandel infolge von Emissionen – all das schädigt oder zerstört die weltweiten Ökosysteme und hat auch weitreichende Folgen für den Menschen.
Doch warum eigentlich? Inwiefern schadet es uns, wenn es auf der Welt weniger Tiere und Pflanzen gibt?
Alles und jeder ist wichtig
Nehmen wir zum Beispiel Insekten. Bienen und andere Insekten sind als Bestäuber unverzichtbar. Auch wenn wir das meist nicht so wahrnehmen – es sind wichtige Nutztiere (mehr dazu gibt es hier). Dann sind da die Insekten, die fleißig Pflanzensamen verbreiten und wieder andere bauen tierische oder pflanzliche Abfallstoffe ab. Fehlt ein Rädchen im großen weltweiten „Getriebe“, dann wirkt sich das auf andere Rädchen aus, die wiederum andere Rädchen beeinträchtigen. Und schon funktioniert das Zusammenspiel nicht mehr richtig.
Der Wert der Mistkäfer
Wissenschaftler haben den Wert einiger „Ökosystem-Dienstleistungen“ sogar berechnet. Demnach entspricht das Bestäuben von Nutzpflanzen durch Insekten in Deutschland einer Dienstleistung im Wert von 3,8 Milliarden Euro. Und amerikanische Landwirte sparen laut Münchener Max-Planck-Gesellschaft mit freundlicher Unterstützung von Mistkäfern sogar 380 Milliarden Dollar im Jahr.
Gegen Klimaerwärmung und Nahrungsmittelknappheit
Eine gesunde Biodiversität wirkt sich positiv auf das Klima aus. Ein Waldexperiment in China belegt zum Beispiel, dass artenreiche subtropische Wälder doppelt so viel Kohlenstoff aufnehmen wie Monokulturen. Einen ähnlichen Effekt gibt es bei heimischen Wiesen. Beim sogenannten Jena-Experiment zeigte sich ebenfalls, dass artenreiche Wiesen mehr Kohlenstoff speichern und so der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid entziehen. Positive Effekte wurden auch für Stickstoff nachgewiesen. Mikroorganismen im Boden wie Pilze oder Bakterien spielen dabei offenbar eine zentrale Rolle.
Neben dem Klima profitiert auch die Landwirtschaft von der Vielfalt im und am Boden. Pflanzen werden widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger und tierische Schädlinge. Außerdem können sie sich leichter an wechselnde Umweltbedingungen anpassen.
Artenvielfalt im heimischen Garten fördern
Wer einen Garten hat, kann auch selbst aktiv werden, damit sich Tiere und Pflanzen darin wohlfühlen. Zum Beispiel:
- Mut zum Wildwuchs: In Gärten, die aussehen wie „geleckt“, können sich Tiere und Pflanzen nicht natürlich entwickeln. Wer den eigenen Garten nicht komplett der Natur überlassen möchte, kann zumindest einen Teilbereich dafür reservieren.
- Keine Pestizide und Pflanzenschutzmittel: Denn die bekämpfen alles mit, was nicht rechtzeitig aus dem Garten flüchten kann. Besser nach biologischen Alternativen suchen.
- Wasser anbieten: Kleine Wasserstellen oder Vogeltränken versorgen im Sommer durstige Vögel und Frösche.
- Rückzugsorte schaffen: Vogelhäuschen, Bienenhotels und Kästen für Fledermäuse bieten den Tieren im Winter einen willkommenen Rückzugsort. Auch Laubhaufen, Äste, Holzstapel oder Bäume bieten allerlei Tieren Unterschlupf.
Vielen Dank für’s Lesen. Wir von den Stadtwerken Troisdorf freuen uns wie immer über Kommentare und Tipps zu diesem wichtigen Thema!